Liebe Waldfreundinnen, liebe Waldfreunde,
• Danke für Begrüßung und für Gelegenheit zum Statement
• Klasse, dass so deutlicher Einsatz für den Erhalt von Wald, damit Einsatz für Klima, für unsere Zukunft gegeben ist
• Mechthild Freist-Dorr, gelernte Försterin, lebe und arbeite seit 2001 in Steinheim, zwischenzeitlich leite ich das forstliche Bildungszentrum in Königsbronn. Mir sind die Wälder und auch die Waldverluste im Landkreis seit 2 Jahrzehnten vertraut.
• Heute spreche ich für die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) als stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbandes Heidenheim
• Wer ist die SDW? Wir bezeichnen uns oft als älteste Bürgerinitiative der Bundesrepublik, sind entstanden in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg als Reaktion auf die Reparationshiebe und die großen Kahlflächen, die wieder aufgeforstet werden mussten, beispielsweise im Schwarzwald. Von Anfang an ging es darum, Waldvernichtung anzuprangern, Bäume zu pflanzen und vor allem junge Menschen für den Erhalt der Wälder zu begeistern – heute sagt man „Waldpädagogik“ dazu.
• Die SDW ist anerkannter Naturschutzverband und deshalb berechtigt, als sogenannter „Träger öffentlicher Belange“ zu Bauvorhaben Stellung zu beziehen. Diese Stellungnahmen müssen dann gehört werden und werden den Gemeinderäten im Rahmen von Planungsverfahren vorgelegt. Diese müssen in öffentlicher Sitzung abgewogen und entschieden werden.
• Neben der Stellungnahme gegenüber den Gemeinderäten geben wir unsere Meinung auch im Rahmen von Pressemitteilungen, Podiumsdiskussionen und anderen öffentlichen Foren weiter. Je nach Interesse der örtlichen Zeitungen finden wir dort auch Gehör. Oder wir äußern uns bei Veranstaltungen wie heute.
Wo liegt das Problem auf dem Schlossberg? Wir haben auf einer räumlich begrenzten Fläche viele und jeweils für sich berechtigte Interessen (-gruppen).
– Das Klinikum Heidenheim
– Die ehemaligen Schwesternwohnheime des Klinikums
– Der Sport mit seinen verschiedenen Sparten – allen voran der FCH
– Das Naturtheater
– Die Wohnbebauung
– Der Tierpark Eichert
– Das Schloss
– Das Congress-Centrum mit Hotel
• Das sind viele spannende Themen in und für Heidenheim. Sie haben nur ein Problem, sie liegen dicht beieinander und sie liegen inmitten von vielfältigem, gemischtem und überwiegend altem Wald. Bei jeder Veränderung in der Vergangenheit wurde der Wald nicht einfach in Ruhe gelassen, sondern „angeknabbert“: Hier ein Stück und dort ein Stück – wir haben ja drumherum so viel davon… Das Miteinander von Wald und Bebauung schlägt immer mehr aus zugunsten der Bebauung. (B-Plan Reutenen, BPlan Am Klinikum-Eichert, BPlan Fußballstadion – Heeracker – Katzental)
– Insgesamt fast 10 ha – das sind 14 Fußballfelder, das entspricht inzwischen der Fläche am Rinderberg, auf der jetzt das Logistik–Zentrum entsteht.
• Seitens der Stadt Heidenheim wurde das Thema erkannt. Im Auftrag der Stadt Heidenheim wurde ein „Städtebauliches Entwicklungskonzept Schlossberg“ erstellt. Dieses führt die Planungen auf dem gesamten Areal zusammen.
• Im Ergebnis ist sämtlicher Wald, der sich zwischen dem Klinikum, den Wohnheimen, dem Fußballstadion und den übrigen Sportanlagen befindet, von den Planungen dergestalt betroffen, dass er entweder während der Bauphasen oder dauerhaft gefährdet ist. Damit ändert sich der gesamte Charakter dieses Gebietes dramatisch. Bisher sind einzelne Gebäude und Anlagen am Schlossberg in den Wald eingefügt. Gerade die Korridore und Verbindungen üben noch eine vernetzende Funktion aus. Dieses betrifft sowohl Erholungssuchende als auch Tiere und Pflanzen. Künftig ist der gesamte Komplex Klinikum – Wohnen – Fußballstadion – Sportanlagen eine einzige waldfreie Zone bzw. es bleiben nur wenige Waldflächen oder Einzelbäume ohne „Waldcharakter“ übrig.
• Hier setzt unsere Kritik an, gerade in altem Wald ist die Vernetzung wichtig, damit Arten überleben, wandern, ausweichen, sich vermehren können. Auch für die Menschen, die unmittelbar hier leben, ist der Wald Erholungsraum direkt vor der Tür, Lebensraum, Klimaschützer, Schattenspender.
• Wir sehen nicht, dass aus dem städtebaulichen Entwicklungskonzept Konsequenzen gezogen werden, die helfen, den Wald zu erhalten. In den vorgelegten Flächennutzungsplänen heißt es nur, es wurde versucht, den Eingriff gering zu halten, mehr geht nicht hervor. Damit sind wir nicht einverstanden. Es muss auch anders gehen., z. B. so, dass man nur die schon jetzt gerodeten Flächen für die Veränderungen vorsieht.
• Der Waldbericht 2021 der Bundesregierung muss alarmieren – 277.000 Hektar haben bundesweit durch Dürre und Borkenkäfer so starke Schäden, dass sie wieder bewaldet werden müssen – eine Fläche größer als das Saarland! Deshalb dürfen wir nicht zusätzlich alte und gesunde Waldflächen verbrauchen!
• Wer plant, wird einwenden, dass jede einzelne Waldumwandlung die Auflage hat, dass Ersatz geschaffen wird. Das ist vom Grundgedanken her ok, aber der Ersatz ist „irgendwo zwischen Heidenheim und Bodensee“, das hilft uns im Landkreis nicht. Und junger Wald speichert noch nicht so viel CO2 wie alter Wald, das dauert viele Jahre. In unserer Branche gibt es da den Ausspruch „Holz wächst nur an Holz“. Und gerade unter dem Klimaaspekt haben wir diese Jahre nicht mehr, wir müssen Wald vermehren und nicht nur gerodeten alten Wald durch kleine Bäumchen ersetzen.
Ich danke für Ihren Einsatz und hoffe, dass er beiträgt, dass die Waldrodungen auf dem Schlossberg geringer ausfallen, als derzeit geplant – am besten sie unterbleiben ganz und man plant nur mit den bisher schon bestehenden waldfreien „Inseln“ im Wald.
Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) ist als eine der ältesten deutschen Umweltschutzorganisationen in einem Bundesverband sowie selbstständigen Landes- und Kreisverbänden organisiert. Für den Landesverband Baden-Württemberg steht neben seinen Tätigkeiten als anerkannter Naturschutzverband (er ist auch Mitglied im Landesnaturschutzverband) und Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit (Durchführung von Pflanzungen), die Waldpädagogik im Vordergrund seiner Arbeit. Mit seinen Aktionen will die SDW die Lebensgemeinschaft Wald ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen. Mit ihren ausgerüsteten beiden WaldMobilen, fahrenden Klassenzimmern, bringt sie die Geheimnisse des Waldes an jeden gewünschten Ort. In Baden-Württemberg hat die SDW 18 Kreisgruppen.